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Dienstag, 10. September 2013

achtndreißich

Entscheidung. Oder Die Late-Line-Hilfe.

Es ist mal wieder irgendwas nach 12 und im Radio läuft mal wieder die Sendung, die Jette schon so einige Male aufgewühlt, aufgerüttelt, aufgeweckt hat. Da sitzt wieder dieser Mensch am Mikro, der 2 Semester Psychologie studiert hat und dem man das einfach soooo anmerkt. Jedenfalls sind seine Kommentare therapeutisch, seine Bemerkungen realistisch und lebensnah. LateLine also.
Heute: freie Themenwahl. Es meldet sich eine Frau, die über Beziehungen und Sex-Beziehungen sprechen will. Na wundervoll. Und irgendwann kommt dann die entscheidende Stelle. Es geht um die Kiste, wenn sich einer verliebt, der andere aber nicht. X will ne Beziehung, Y nicht. Meinung des Moderators und so verdammt wahr: wenn Y weiß, dass X sich in sie oder ihn verliebt hat, dann steht Y in der Pflicht, die Sache zu beenden. Um den anderen zu schützen, um nicht zuzulassen, dass er oder sie sich immer und immer wieder und immer und immer fort Hoffnungen macht. Der oder die andere könnte sich ja doch noch verlieben und............................
Nein. Kein und.
X jagt etwas nach, was X nicht bekommen kann. Und X hat nicht die Kraft, den Kontakt abzubrechen, viel mehr noch, es ist Ys Verantwortung, dies X zuliebe zu tun.
Und wenn Y das nicht macht? Wenn Y weiter den Kontakt aufrecht erhält? Weiter den "Kontakt pflegt"?
Dann kann Y nicht loslassen. Dann hat Y Angst, allein zu sein, auf etwas zu verzichten und dann handelt Y ganz schön egoistisch. Hält sich noch irgendetwas sinnlos warm. Und das unter Umständen auch noch über eine Distanz von ein paar tausend Kilometern.....

So. Das hat die Erleuchtung gebracht. Diese wenigen Minuten im Radio. Jette wusste, dass sie eine Entscheidung treffen muss. Bald. Nicht sofort, aber bald. Bald genug, als dass sie nicht so richtig vor die Hunde geht. Denn das tut sie gerade. "Du siehst aber nicht gut aus..." . Ja, und genau so oder sogar noch viel schlimmer fühlt sie sich. Nicht mal zu facebook wagt sich Jette. Will gar nix mitbekommen, gar nix sehen, was ihr wehtun könnte. Kopf in den Sand, Jette ist gar nicht da.
Nein, Jette gehts auch nicht schlecht. Solang sie ihren Kram regelt, sich mit der Beantwortung von Mails, mit Überweisungen, mit Post und Unterlagen ablenkt und alles irgendwie am Laufen hält, kann sie nicht heulen. Und bewahrt schön die Contenance.
Und wenn der Kopf einen Moment zur Ruhe kommt, dann gehen die Heulserenaden wieder los und wollen nicht aufhören. Und der Schmerz will auch nicht aufhören und soll einfach nur fort sein.
Momentelang glaubt Jette, schon wieder mit einem Bein in der Abwärtsspirale zu stecken. In der richtigen. In der kleinen ist sie ja sowieso schon wieder lang drin.
Überall sieht sie nur noch Pärchen, gegenüber, beim anderen gegenüber auch, sie wohnt mit einem zusammen und generell ist jeder in ner Beziehung.
Jette Komplexe gehen wieder los, sie fühlt sich schrecklich unwohl zwischen den Menschen, die in der Stadt rumlaufen, wird wieder so unsicher, dass Fahrrad und Schloss zu fiesen Feinden werden und bei Jette läuten die Alarmglocken. NEIN, sie lässt das nicht zu. Dass diese ganze Scheiße wieder so schlimm wird.
Sie war so viel weiter. Das darf nicht wieder alles weg sein. "Nur" wegen so ein bisschen verlieben.
Von wegen. "So ein bisschen".Jaaaaaaaa, total. Wie kann man sich auch nach so kurzer Zeit verlieben. Geht ja gar nicht....
Und was, wenn doch?
Jedes mal dieser ganze Mist von neuem. Wegen dieser ganzen Gefühlsduselei wieder in eine neue depressive Phase stürzen?! Das ist zum Kotzen. Keine Lust mehr, es soll endlich aufhören.

Jette muss eine Entscheidung fällen. Nicht jetzt, aber bald. Vielleicht ist das "bald" doch schon recht nah. Denn das Radio-Gespräch hat es auf den Punkt gebracht, hat ihr Parallelen aufgezeigt: das arme Schwein ist der, der sich verliebt und trotzdem den Kontakt hält.
Bingo.
Eigentlich wäre es an ihm, zu sagen, nein, wir lassen das, denn ich tu dir weh und du jagst etwas hinterher, das du nicht bekommen kannst.
Aber Jette erinnert sich an die Geschichte über eine Ex-Freundin, die er auch längst nicht mehr liebte und auf die er sich trotzdem immer wieder eingelassen hat. Aus nicht-verzichten-können.
Ist das nicht das eindeutige Zeichen?
Da war es noch viel offensichtlicher, dass es falsch ist, dran zu bleiben. Er hätte ihr zuliebe die Notbremse ziehen müssen. Konsequent sagen müssen, nein, es wird dir zu weh tun, das kann ich nicht verantworten.
Hat er nicht.
Nicht bei ihr.
Und auch bei Jette wird er nicht sagen, wir brechen den Kontakt ab, damit ihr nicht weiter weh getan wird.
Bestimmt oder vermutlich wird er weiter antworten. Nach ein paar Wochen, wenn es grad mal passt. Er von sich aus wird vermutlich nicht sagen, nein, Cut, das wars.
Männer wollen sowas ja irgendwie nicht.
Die lieben einen nicht oder nicht mehr, aber einen kompletten Schnitt wollen sie auch nicht. Lieber so eine "Man kann sich ja noch unterhalten" oder "Wir können ja Freunde bleiben"- Kiste.
Ihr spinnt doch.
Sowas ist nichts ganzes und nichts halbes. Und mindestens einer Seite wird es richtig weh tun.
Es wird wohl oder übel keine andere Lösung geben: Jette muss sich mal wieder selbst retten, sich selbst dabei das Herz rausreißen. Aber immerhin noch kontrolliert und selbstbestimmt. Im anderen Fall wird es ihr stückchenweise, ganz langsam oder auch mal schnell, ganz unberechenbar genommen. Immer, wenn er mit anderen Leuten was macht, Fotos mit Mädels postet, online ist und sich nicht meldet usw.
Gibt es einen Kompromiss?
Gibt es irgendetwas zwischen sich weiterhin selbst zugrunde richten und am Rad drehen und sich nicht der Realität stellen und einem Schlussstrich mit allen Konsequenzen?
"Freunde bleiben" is nu mal nicht. Nicht, wenn sich einer in den anderen verliebt hat.


2 Kommentare:

  1. Liebe Jette, keine Ahnung, was oder wie ich es sagen kann, es ist, als würdest du meine Geschichte schreiben und doch sehe ich es hier klarer, dein Blog zwingt mich, die Augen zu öffnen, Entscheidungen zu treffen, mich wieder zu fühlen und doch zu spüren, mir geht es nicht allein so. Ganz oft hab ich Tränen in den Augen, wenn ich lese, wie sehr du kämpfst, jeden einzelnen verdammten Tag... und doch beginnen wir täglich wieder bei Null...
    Fühl dich, auch wenn unbekannt, ganz fest gedrückt!
    Wilma

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  2. Liebe Wilma, oft fällt es uns leichter, "unsere persönliche Wahrheit" zu erkennen, wenn wir sie bei anderen Menschen, inhaltlich jedoch deckungsgleich, aufspüren. Uns leuchtet sofort ein, was es gilt, zu tun. Wir können es sehen und nachvollziehen und wissen, dass es das richtige für die Person ist. Und bei uns selbst? Haben wir eine Augenbinde um, tappen nur im Dunkeln, sehen uns selbst nicht mehr. Geschweige denn, das notwendige. Mir haben diese Radiogespräche schon das ein oder andere Mal geholfen, klarer zu sehen. Und mich dann "meine Wahrheit" erkennen und wiederfinden lassen. Entscheidungen treffen kann grausam sein, "erwachsene" umso mehr. Und der Schmerz ist leider auch danach nicht vorbei. Vielleicht nicht einmal besser. Für eine lange Zeit. Aber wenn dein Kopf dir immer und immer wieder sagt (und auch dein Bauch) "Es war richtig so", dann bereust du es nicht. Und dann geht es eines Tages auch weiter. Selbst wenn was du hattest wunderschön war und du nicht verstehst, warum du es jetzt verlieren musst. Eines Tages begreifst du. Und ich auch-- Jette

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