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Freitag, 6. September 2013

SECHSUNDDREISSIG


Wuttränen. "Nicht Durchschnitt" Oder Broken Heart Syndrom.

Das zweite Mal heute. Der zweite Heulanfall. So richtig. So doll, dass man denkt, man stirbt gleich vor Schmerz. In irgendeiner so dummen Arztserie war das in einer Folge mal Thema - "Broken Heart Syndrom". Die Frau hatte eigentlich gar nichts, trotzdem unglaublich Probleme mit dem Herzen. Und ja, genau DIE hatte sie wirklich. Sie wollte sich eigentlich von ihrem Mann trennen, hat es aber einfach nicht gepackt...
Wie dem auch sei - wie viele Menschen sind eigentlich schon durchs "Broken Heart Syndrom" zu Tode gekommen? Was ist z.B. mit denen, die in der Literatur immer an "gebrochenem Herzen" gestorben sind. Hatten die das auch?
Jette ist so sauer. Sauer auf die kack Welt da draußen, sauer auf sich, sauer, dass sie nicht einfach sein kann "wie die anderen". So schön durchschnittlich. Mit ner durchschnittlichen Beziehung, mit nem durchschnittlichen Intellekt, mit durchschnittlichen Fähigkeiten und Interessen, mit durchschnittlichen Freunden, mit durchschnittlichen Problemen, mit durchschnittlichen Gefühlsintensitäten und Schmerzzeiten, mit durchschnittlichen Gedankengängen, mit durchschnittlichen Noten, einer durchschnittlichen Zufriedenheit und nem durchschnittlichen Glück. So ganz NORMAL eben.
Jaja, da ist sie wieder, die Wut oder sogar Bockigkeit, von der Frau M sprach.
Ist Jette jetzt aber auch scheißegal.
Ist doch so, ist doch unfair alles!
Gegenüber ist schon wieder so ein ekelhaftes Pärchen eingezogen. So ganz durchschnittlich zusammen in dieselbe Stadt gegangen wahrscheinlich, mit den durchschnittlichen Reibereien, den durchschnittlichen Auseinandersetzungen und den durchschnittlichen Kosenamen. Eine von den durchschnittlichen Konstellationen, die sich selbst noch "Schatz" nennt, wenn der eine dem anderen gerade ein Auge auskratzen möchte. Oder besser gleich beide. Doppelt hält besser.
Jette hat keine Lust mehr, immer anders zu sein. Immer ist alles viel intensiver, viel drastischer bei ihr. Viel mehr Vorbereitungszeit und Arbeit in so ne dumme Hausarbeit. Dafür natürlich aber auch eine "über-durchschnittliche" Note nach über-durchschnittlichem Kraftaufwand. Über-durchschnittlich komplexe Gedankengänge mit über-detaillierten Analysen von diversen Verhaltensmustern, Macken usw. Für sich und die anderen natürlich auch gleich. Jette nimmt ein winziges Detail und fängt direkt an, ne ganz neue Individualtheorie für den jeweiligen Menschen zu basteln. Natürlich ist sie auch nicht durchschnittlich lang traurig bei Liebeskummer, NEIN, wer über-durchschnittlich viel fühlt, darf natürlich auch über-durchschnittlich viel leiden. Für andere ist es okay und unkompliziert, wenn man mal mit wem rummacht. Trotzdem kann man ja danach normal miteinander umgehen. Na großartig. Schön, wenn der DURCHSCHNITT das kann. Manche Menschen haben aber auch Gefühle. Und manche sogar über-durchschnittlich viele mehr. Für manche ist nicht alles einfach. Manche leben nicht nur im Augenblick sondern nach nem großen Spielplan, bei dem es sich nicht locker-flockig von Feld zu Feld hoppst. Oder besser gesagt von Partner zu Partner.
"Aber du willst doch gar nicht sein wie die anderen!..." Doch verdammt. Je mehr man weiß, je mehr man denkt, je mehr man sich mit einer Thematik beschäftigt, desto komplizierter und schlimmer wird das Leben. Man lacht nicht mehr über "Klapsen-Witze". Oder Homo-Witze. Schließlich kam irgendwann der Tag, wo einem das selbst weh tat, weil andere es gemacht haben. Schließlich tut man anderen weh, wenn man das macht. Will man ja nicht. Als guter und kritisch-reflektierender Mensch.
Je komplexer man ist, desto beschissener wird aber alles. Andere Leute finden den Sommer klasse, hatten eine ganz ganz tolle Zeit jetzt und kriegen die im Radio schon angepriesenen "Herbstdepressionen", weil es ja wieder so furchtbar furchtbar grau draußen ist bald.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH.
Herzlichen Glückwunsch, dass ihr überhaupt GAR KEINE Ahnung habt, was es bedeutet, Depressionen zu haben, ihr lieben Durchschnitts-Menschen in eurer heilen Durchschnitts-Welt da draußen. In der es einem schlecht geht, weil ja Herbst ist. In der man Antidepressiva-Witze reißt. Und Leute in "der Klapper" landen.
Jette ist froh, wenn der blöde Sommer endlich vorbei ist. Wenn endlich wieder "Normalität" einkehrt und nicht alle so am Sommer-Rad drehen. Wenn sie ihren fast durchschnittlichen Uni-Alltag wieder hat und die anderen "alle so langsam depressiv werden", weil ja der Winter kommt ---


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