Themen

  • WeLtEnWuT
  • Herzschmerz.
  • kurzGeschichten
  • (Philo)Sophie
  • Leben
  • Schreibkunst
  • (Un)Tiere
  • Krake/MONSTER/schwarzesBiest
  • Selbstfindungswirrwarr
  • DEPRESSION.

Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Mittwoch, 24. April 2013


ELF.

Auf Messers Schneide. Oder Selbstrettende Maßnahmen ("Halt die Klappe!")

Seit ein paar Monaten vergisst Jette manchmal, dass sie krank ist. Manchmal nur ein paar Stunden lang, manchmal auch einen ganzen Tag. Oder vielleicht auch mal zwei, drei. Das Vergessen birgt aber auch eine Gefahr in sich: das Vergessen ist auch ein klein wenig "Verdrängen". Denn nur, weil man gerade nichts fühlt (oder besser gesagt keine graue Leere oder Schmerz), ist man noch lange nicht gesund und heile. Man sperrt den knurrenden Brutus lediglich für eine Weile aus. Er geht mit sich selbst Gassi, sucht sich andere Spielgefährten, streunert so durch die Gegend. Aber: er kommt zurück. Immer. Immer wieder.
Manchmal sind Brutus' Ausflüge berechenbar in ihrer Dauer. Manchmal auch nicht. Dann überlegt er es sich spontan anders und kommt auf eine Stippvisite zurück zu Frauchen. Die dann ganz verdattert ist, dass das schwarze Monster wieder da ist.
Jette will nicht klagen. Brutus' Ausflüge werden immer ausgedehnter und sie hat mehr Raum für sich. Ruhe, Luft, Leben ohne ihn. Trotzdem... wenn er doch nur ganz gehen würde.
Heute war es schon wieder der typische Fall von: Ätsch, Brutus kommt spontan vorbei!
Jette ging es eigentlich gut. Erholsam geschlafen, aufgestanden, in die Uni gefahren. Dann blöde Sachen im Seminar diskutiert. Eine Nachricht von der Schwester, die mal alleine Zeit mit ihrem Mann verbringen wollte. Die Freundinnen, die als Mittagsersatz keine Option waren und dann knurrt und kratzt es schon wieder in Jettes Ohr. Die Stimme kommt raus und sagt "Siehst du, keiner will dich haben. Keiner hat Zeit für dich. Du bist ganz...all-" "ACH, HALT DIE KLAPPE!"'
Jette hat keine Lust auf diesen Mist. Auf die trüben Gedanken, die immer wieder aufschwemmen. Aber sie kommen trotzdem. Das Witterung tut ihr übriges. Wetterfühligkeit. Kreislauf ade. Jette ist ganz schwummrig. Sie muss etwas essen. Herzfrequenz erhöht. Puls. Atmung. Ruhig, ganz ruhig. Es gibt keinen Grund zur Panik. Luft holen. Tief, ganz tiiief. In den Bauch. Ganz voll aufblähen. Und ausatmen. Und wieder ein. Ganz ganz langsam und ruhig. Runterkommen. Es gibt keinen Grund für die Unruhe. Jette muss sie nur in den Griff kriegen.
Ein Stückchen Schokolade für den Blutzuckerspiegel. Hinlegen. Atmen.----------. Atmen.---------- Atmen.-----------
*Schlafen*.
Nach einer dreiviertel Stunde wacht Jette auf. Die Maßnahmen waren erfolgreich. Es geht ihr besser. Kreislauf? Anwesend!
Atmung? Normal!
Herzschlag? Ruhig.
Okay.
Puh.
Also ab in die Uni.
Vorbereitet in die Übung gehen, hilft.
Mitdenken auch.
So wenig kann Jette gar nicht.
"Du warst ja ganz schön aktiv dabei". Oh. Ja, war sie wirklich.
Gut.
Sehr gut.
Also weiter. Auf sich selbst hören. Brutus Knurren zum Nachgeben zwingen. Auf die eigene Stimme hören. Pausen einlegen. Atmen. Zur Ruhe kommen. Und wenn es nur für eine Stunde ist. Das hilft.
Jette würde gerne ihre Tabletten absetzen.
Wieder wissen, wer sie denn eigentlich ohne ist.
Was oder wie sie sich ohne fühlt.
An der Zeit wäre es. Angst hat sie davor trotzdem. Aber zu einem halbwegs normalen Leben gehört irgendwie nicht das "Unter dem Einfluss von Psychopharmaka stehen". Es ist Frühling. Die richtige Zeit zum Aufhören an sich. Irgendwie muss es auch ohne die Dinger gehen....

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen