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Montag, 18. November 2013

51.

Monster im Bauch. Oder "Ich will so werden wie ich bin"

Da sind sie wieder, die alten Bekannten. Es rumort im Bauch, im Herzen, der Seele. Irgendwo im Innersten, wo es eben rumoren kann. Sie sind (mal) wieder da: die Angstmonster.
Und sie sind gefräßig und gnadenlos.
Oh ja.
Es rumort, weil Jette Angst hat vor den nächsten Tagen. Längerfristig gesehen auch Angst vor den nächsten Wochen und Monaten, wenn sie das Pensum betrachtet, das sie für die Uni bewältigen muss, aber in erster Linie hat sie Angst vor den nächsten 14 Tagen.
Sie hat Angst, morgen zum Direktor des Instituts zu gehen und zu sagen: Ich fühle mich jede Woche wieder verletzt, wenn Sie davon ausgehen, dass alle Leute im Seminar, die nichts sagen, sich nicht zu Wort melden, unvorbereitet und oder fehl am Platze weil entweder zu dumm und oder zu faul für's Studium sind. Ich fühle mich missverstanden. Ich bin weder zu dumm noch zu faul, ich bin krank. Ich bin krank, denn ich habe Depressionen.
Ich bin krank und kämpfe seit 2 Jahren, mein Studium trotzdem auf die Reihe zu bekommen. Ich versuche mich durch die Texte zu quälen, auch wenn die Konzentrationsschwäche mir Steine in den Weg legt, wo sie nur kann. Ich versuche nicht überfordert zu sein ob der großen Seitenzahl an Gedrucktem, die da vor mir liegt. Ich versuche, auf das Seminar vorbereitet zu sein, so gut es geben geht. Ich würde gern was sagen, aber ich denke tiefer und auch langsamer als die anderen. Denn in meinem Kopf herrscht oft Denkstau. Ich würde gern was sagen, aber mein Selbstbewusstsein reicht nicht aus dazu. Ich würde gern was sagen, doch ich verkrafte es nicht, wenn meine unausreichende Antwort dann 10 Minuten lang auseinander genommen wird.
Ich bekomme jede Woche wieder das Gefühl vermittelt, ich sei nicht genug.
Ich hole mir jede Woche wieder ein blaues Auge.
Oder gar mehrere.
Aber ich bin genug.
Und ich bin sogar höchst leistungsfähig.
Denn wer trotz Depressionen aufsteht, duscht, sich schminkt und anzieht, in die Uni geht, am Vortag den Text ausgedruckt und sich zur gemeinsamen Lektüre noch mit einer Kommilitonin getroffen hat und dann einigermaßen ansprechbar und ansehnlich im Seminarraum sitzt, wer das trotz des inhärenten Monsters gepackt hat, der IST verdammt noch mal leistungsfähig. Leistungsfähig, weiterzumachen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Zu kämpfen.

Jette hat Angst, weil November ist.
Jette hat Angst, weil die November-Gefühle wieder da sind.
Jette hat Angst, weil facebook ihr verrät, dass der, dem sie seit Monaten nachweint, anscheinend mal wieder im Lande ist. Und trotzdem nicht da.
Jette hat Angst, weil es nur noch eine Woche ist, bis ihr 2. Todestag ansteht.
Jette hat Angst, weil es nur noch zwei Wochen sind, bis wieder Weihnachtsmarkt ist in ihrem Dorf.
Weil sie dieses Mal wieder dabei sein wird. Weil dieses Dabeisein Konfrontation bedeutet. Weil es bedeutet, dass Jette mal wieder kämpft. Weil sie kämpft, damit der an dieses Event gekoppelte Schrecken der Unberechenbarkeit des Todes wieder entkoppelt wird, es eine korrektive Erfahrung wird.
Weil sie das Risiko eingeht, dass wieder etwas passiert.
Dass er nicht aufhört. Der Albtraum der Angst.
Weil Jette das Risiko eingeht, Leute zu treffen, die sie aus ihrem Leben gestrichen hat. Weil sie das Risiko eingeht, der Konfrontation nicht standzuhalten. Weil..
Weil was eigentlich?
Im Moment ist doch alles gut.
Im Jetzt und hier hat sie die Dinge im Griff. Ist auf dem richtigen Kurs. Hat wichtige Helfer an ihrer Seite. Hat genug Rückendeckung, um es zu schaffen. Um konfrontationsfähig zu sein. Und vielleicht kommt sogar ihre Therapeutin. Das wäre gut. Nicht allein zu sein auf dem Schlachtfeld.
Was ihr Angst macht, sind "lediglich" die alten Gefühle. Die alten Gedanken. Die alten Ängste.
Doch das alles ist ein Zerrbild. Es scheint real zu sein und ist doch nur die Projektion der Vergangenheit, die man so schwer loswird. Die man so schwer abschütteln kann.

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