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Freitag, 7. Februar 2014

55.

Au backe mein Zahn. Oder von gebrochenen Zähnen und gebrochenem Vertrauen.
-Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr-

Brüche sind immer schmerzhaft. Knochen-Brüche ebenso wie Um-Brüche, am schlimmsten jedoch sind Vertrauens-Brüche. Weggebrochen worden sind bei Jette in den vergangenen Tagen mehrere Dinge.
Zunächst die überschüssigen, aufmerksamkeitsgierigen, stänkernden, angeblich weisen Zähne. Angefühlt hat sich das teilweise sogar wie ein Kiefer-Bruch, aber der gute Mann wusste schon, was er tat. Schlafen kann Jette nachts vor Schmerz und Ziehen trotzdem nicht. "Muss ja wehtun, ist ja ein Loch im Knochen."
Na danke.
Wenn jemand die Tür offen stehen lässt, ziehts ja auch, weil da eine Öffnung ist, wo besser keine wäre...

So eine Zahn-OP ist nicht gerade das angenehmste. Und ganz schön anstrengend. Und Jette war wirklich erschöpft. Als hätte sie selbst mitgearbeitet an der Knochenkunst.
Und was macht ihre Schwester?
Was?
Setzt dem ganzen noch die quasi Zahn-Krone auf und schlägt auch noch mal drauf. Auf die Wunde. Bildlich gesprochen.
Ihr als Krankenbesuch getarnter Aufenthalt bei Jette entpuppte sich schließlich als etwas ganz, aber auch wirklich ganz ganz anderes: als egoistischer Befreiungsschlag für Tedas schlechtes Gewissen:
Anstelle dass sie Jette einfach nur ein bisschen gesundheitsfördernde Gesellschaft leisten wollte, hat sie ihre     ganz persönliche Bombe hochgehen lassen:
Nein, Jette ist NICHT die erste, die eine Therapie macht aus der Familie.
Nein, Jettes Schwester hat auch eine gemacht.
Vor 7 Jahren.
--Und Jette nichts davon gesagt.
Keinen Ton.
Nicht im Ansatz.
In den ganzen anderthalb Jahren nicht, in denen Jette inzwischen bei M sitzt.
Kein Wort.

Wie feige kann ein Mensch sein?

Wie egoistisch kann ein Mensch sein?

Gerade die, die einen auf ChristenGutmenschen machen.
Gerade die sind es dann, die ihre eigenen Vorgaben nicht einhalten können.
Sich aber trotzdem auf einer höheren Stufe wähnen, die tollen Gottesfürchtigen.

Wie musste Jette sich am Anfang der Therapie quälen.
Wie hat sie sich geschämt.
Wie wusste sie nicht, wie sie damit umgehen soll.
Sie konnte sich doch nicht bei allen outen?
Aber sie konnte doch auch nicht allen was vorspielen? Auf Schönwetter machen?
Wie musste sie immer wieder in sich und ihrer Vergangenheit rumwühlen lassen.
Musste schmerzliche Wahrheiten erkennen.
Musste ihr Weltbild zerschlagen lassen in winzige Trümmerteilchen.
Musste sich fast alles nehmen lassen.

Um schließlich wieder jemand zu sein.
Um heute wieder ein Leben zu leben und doch noch ein ganzes Stück Weg vor sich zu haben.

Wie hat sie nicht ihrer Schwester erklärt, wie so eine Therapie abläuft.
Wie hat sich diese nicht alles schildern lassen.
Wie hat Jette nicht versucht, von ihren Erkenntnissen etwas abzugeben.
Wie hat sie sich nicht gesorgt um Tedas Wohl.
Wie hat sie nicht festgestellt, dass diese auch Hilfe benötigt.

Und?
Alles blau und weiß und grün und später nicht mehr wahr.
Alles anders als gedacht.
Teda wusste ganz genau, wie so eine Therapie abläuft.
Wusste ganz genau, wie es ist, depressiv zu sein.
Wusste... wusste es einfach alles schon. Hatte mal wieder die Jahre an Vorsprung, die sie immer hatte.

Und?
Was hat sie daraus gemacht?
Gar nichts.
Nichts als eine Jette vorenthaltene, verschwiegene Wahrheit.
Als wenn Jette ein kleines Mädchen wäre!
Was glaubt sie denn?
Wie sich Jette jetzt vorkommt?
Alle in Tedas Umfeld haben es gewusst, bis auf die Eltern.
Nur die eigene Schwester nicht.
Und Jette musste sich ganz allein durch diese ganze große verdammte Scheiße quälen.
Teda hat alles an Hilfe verschleudert, die sie Jette hätte geben können.
Aus Feigheit.
Aus verdammter Feigheit.
Und die Hilfe, die Jette bekommen hat, die kam dann wohl auch nur aus schlechtem Gewissen?




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