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Donnerstag, 2. Januar 2014

53

Tiefgang. Oder Tiefflug.

Es ist Anfang Januar und oh Wunder, Jette hat sie mal wieder überlebt, die Feiertage. Weihnachten und das ganze Drama, Silvester mit den alljährlich daran geknüpften viel zu hohen Erwartungen. An den drei aneinanderhängenden Feiertagen nicht mal geweint, an Silvester und den Tagen davor..schon.
Erst kommen die Nebenwirkungen, dann die Wirkung, sagt Jettes Schwager.
Toll.
Wieder neue Tabletten bekommen und jeden Tag ist im Kopf für ein paar Stunden Weltuntergang.
Nur noch alles Dunkle und Schwere, alles, was Angst macht und einsam und traurig, nur noch das ist dann da.
Und alles ist so unglaublich sinnlos.
Und soll einfach nur endlich vorbei sein.
Aber dann ist es tatsächlich vorbei.
Wieder. Mit dem mentalen Weltuntergang. Denn wie alles endet auch dieser irgendwann. Manchmal nach einer Stunde. Manchmal auch erst nach fast einem Tag. Und solang er noch andauert, ist Jette einfach nur wie ein kleines Kind. Weint ungehemmt, ist abhängig, kann nicht allein sein. Hält sich nicht aus, kann sich selbst nicht retten. Fühlt sich ausgeliefert an das Unglück und den Schmerz und das Alleinsein.

Heute aber ging's. Heute hat sie sich ziemlich gut selbst aushalten können. War nicht mal vor der Wohnungstür, hat keinen Menschen gesehen und doch, es war okay. Heute hat Jette Dinge im Haushalt erledigt, Fernseh geguckt, gegessen und, wenn auch schleppend, eine ganze Weile lang gearbeitet. Sich tapfer mit einer Kanne Kaffee, viel Licht und dem offenen Fenster und der kalten Januarluft gegen die fiese und hartnäckige Tablettenmüdigkeit gewehrt. Und vor allem mit zwei guten Freundinnen telefoniert und mit zwei anderen interessanten Menschen längere Chat-Gespräche geführt.
Wieder einmal wurde dabei Jettes gesprächsbezogener Tiefgang festgestellt und gelobt.
Hachja.
Immer diese Tiefe.
Genau die ist Fluch und Segen.
Momentan noch mehr Fluch als Segen, denn sie macht alles unglaublich kompliziert.
Da ist nichts mit oberflächlichen Themen, oberflächlichen Gedanken, oberflächlichen Interessen. Da ist nichts mit kurzen Hauptsätzen. Mit einem 100-Wort-Vokabular. Mit einem 4-Minuten-Gespräch.
Alles ist groß und wuchtig.
Ist tief und zäh.
Wann wohl der Tag kommt, an dem Jette ihr Anderssein nicht mehr zu Last wird?
Wann die Tiefe sich als Zugang zum gut verborgenen Goldschatz entpuppt?

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