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Dienstag, 27. August 2013

33.

"Heinrich, der Wagen bricht!". Vom Liebeskater.
Oder Vom Gruppenkampf gegen Brutus. Die Gründung einer Selbsthilfegruppe.

Jette liebt Märchen. Nicht nur so zur Weihnachtszeit, sondern generell. Es gibt immer wichtige Inhalte, Lehren, Passagen, manchmal auch "nur" Zitate. Jettes kranke Psyche macht sich auch häufig stark physisch bemerkbar. Manch einem Depressiven geht es ebenfalls so, manch anderem nicht. Steckt man nicht drin. Ein Symptom der kaputten Seele und des traurigen Herzens bei Jette jedenfalls ist der Schmerz im Brustkorb. So wie Messerstiche. Nur ist da kein Messer... Jette hatte das über Monate hinweg, als es ihr so richtig schlecht ging. Als schon einen Fuß vor den anderen setzen zu viel war. Als Fahrrad fahren ein Ding der Unmöglichkeit war. Als irgendwie fast überhaupt nichts mehr ging. Irgendwann viel ihr der Satz aus dem Märchen vom Froschkönig ein: "Heinrich, der Wagen bricht!", sagte da der Prinz zum Kutscher, als ein lautes Rumpeln zu hören war und die Schlussfolgerung des jungen Mannes beinhaltete, dass wohl etwas mit der Kutsche nicht stimmt. Dieser erwiderte: "Nein Herr, der Wagen nicht, es ist ein Band von meinem Herzen, das da lag in großen Schmerzen...". Märchen sind so klug. Schon Märchen erzählen von psychosomatischen Erscheinungen. Nur muss der Leser das erkennen wollen...
Jette fühlt sich wie Heinrich der Kutscher. Allerdings ohne Brechen der Metallbänder um das Herz. Das Band ist noch da und muss irgendwie die ganzen kaputten, schmerzenden, stechenden Teile zusammenhalten. Liebeskummer kann da sein wie ein Kater nach einer durchfeierten Nacht. Man fühlt sich elend, man will einfach nur, dass es vorbei ist. Man weiß aber auch, dass man wenig bis nichts tun kann, um das Verschwinden des Gefühls zu beschleunigen. Wieder einmal: aushalten müssen. Die Bänder aus Metall helfen dabei. Scheiß Liebeskater.

Ein bisschen Ablenkung tut immerhin bei sämtlichen Leiden gut. Wenn man nicht so viel Zeit hat, sich mit seinem Elend auseinander zu setzen. Für zwei Stunden hat das heute geklappt. Jette gehörte schon immer zu den Leuten, die gern die Initiative ergreifen, was auf die Beine stellen wollen. Heute hat das Mühen Früchte getragen. In Jettes Stadt gab es an der Uni noch keine Selbsthilfegruppe bei Depressionen. Grund genug, das zu ändern! Zusammen mit einer Freundin wurde so also in den letzten Wochen das Projekt angeleiert und heute Abend saßen 11 mehr oder weniger junge Menschen da, die mindestens eine Sache verbindet: diese hinterlistige Krankheit.
Jette ist ein bisschen stolz. Seltsam einerseits, so viele andere Betroffene auf einem Fleck zu haben, schön jedoch zu sehen, dass sich die ganze Arbeit gelohnt hat und viele sich getraut haben, zum ersten Treffen zu kommen.
Gibt es in irgendeinem Märchen eigentlich auch eine Stelle, wo zu gesellschaftlichen Engagement aufgerufen wird? Wo Aufklärungsarbeit über schön tabuisierte Themen betrieben wird? Wo man sagt, wehre dich gegen das, was du im Alltag erlebst und hilf auch anderen?
Jette muss ihre Märchen-Datei noch mal abgrasen. Vielleicht wird sie dann fündig. Kann ja eigentlich gar nicht sein, dass dieser wichtige Punkt den Menschen früher verborgen geblieben ist. Oder vielleicht doch? Wenn Mittel und Wege gefehlt haben?

2 Kommentare:

  1. Hihi, 'Freundin' klingt schön... =)
    Du kannst mit recht stolz darauf sein, dass du so aktiv bist und etwas auf die Beine gestellt hast!
    Ja, es war seltsam so viele Menschen auf einem 'Haufen' Wörter wie Depression, Therapie & Antidepressiva so offen aussprechen zu hören, als wäre es 'normal'. ;)
    Und was ich (bei mir) komisch fand: Ich dachte bei jedem: Hey, der sieht doch soo normal aus - wie jeder andere Student! Ist das komisch? Ich weiß, man sieht es ja nicht. Aber ist ja immer so: Man sieht die anderen Studenten um sich herum und denkt: Ach, denen geht es allen gut, nur ich bin hier die 'Verrückte'. Tja, ist scheinbar doch nicht so! Wir sind nicht allein. ;)

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  2. stimmt ja aber! :))

    und wie gesagt, bei uns käme auch niemand auf die idee. leider macht es das nicht besser...

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