ZWEI.
Vom Eise befreit sind Herz und Bäche
oder „Willkommen zurück im Leben!“
Brutus schläft. Und Jette weiß das. Und Jette freut das.
Ja, es „geht“. „Läuft“. „Geht besser“. Ist ja auch total schnuppe, wie
sie es nun generell nennen, für Jette
ist ein bisschen Frühling ausgebrochen. Der Knoten ist geplatzt, die
eingefrorene Hälfte des Herzens aufgetaut. Vom Eise befreit und so. Im Tale
grünet Hoffnungsglück? Warum nicht.
In den letzten paar Wochen geht es Jette bedeutend besser. Das hat
viel mit Zuhören zu tun. Brutus zuhören
(also sich selbst!). Mit Streicheleinheiten für ihn. Mit klugen Worten von
klugen Leuten. Mit lieben Kleinigkeiten von noch lieberen Leuten, auch wenn die
vielleicht hunderte von Kilometern weg sitzen (macht ja auch nicht immer was).Mit
den tuddeligen Alten, die sich freuen, wenn Jette in der Tür steht und ihnen
was bringt. So viele sind ihr freundlich begegnet, da ist es ja auch nicht
tragisch, wenn es da vielleicht eine handvoll anderer gibt, die sie doof finden
oder für verrückt erklären. Bitte, sollen sie. Auch egal. Was schert Jette das
noch? – Richtig, nix! Prioritäten setzen, Unnötiges ignorieren. So geht das!
Zack.
Irgendetwas hat sich da wirklich getan. In Jettes dunklem Dämmertal.
Kognitive Verhaltenstherapie.
Soso. Klug, wer mal auf diesen Trichter gekommen ist! Und sowas von hilfreich….
Und am besten ist, dass Jette mehr oder minder unbewusst Verfahrenstechniken
selbst an sich angewendet hat. Realitätsüberprüfung.
Toll, dass es für das, was Jette grad als hilfreich rausgefunden hat, schon
seit Ewigkeiten einen Namen gibt und dass das eine häufig gelehrte Methode ist.
Überprüfungen sind manchmal ganz wichtig. Denn oft kann einem das Gefühl ein schönes
Schnippchen schlagen. Und dann tappt man in die Angstfalle, obwohl ein kurzer
Check gereicht hätte, festzustellen, dass es gar keinen Grund für die Panik
gibt…
Korrektives Erlebnis. Noch
so ein toller Begriff. Auch unbewusst angewendet (dafür kommt Jette definitiv
ins nächste Level!). Nur durch Jettes kleine Abergläubigkeit bedingt zurück an
einen Ort der Anfänge. Die Geister, die sie rief, will sie wieder loswerden.
Also zurück dahin, wo der Spuk auch mit begann. Und dann die filmreife
Entscheidung „Den gleichen Weg wie
letztes Jahr oder was Neues?“ – „Was
Neues!“. Aber diese Aussage war keine Ich-muss-ja-jetzt-nach-vorne-sehen-und-weitermachen-
, sondern eine Ich-entscheide-spontan-aus-dem-Bauch-heraus-und-hab-Lust-was-anderes-zu-sehen-Entscheidung.
Und das ist der beste Indikator! Dar war einfach der intuitive Wunsch nach was
Unbekanntem. Die Vergangenheit ist die Vergangenheit. Und die soll da bleiben,
wo sie ist.
Das, was Jette noch mit Sorge als „möglicherweise manisch“ einstuft,
ist nicht krankhaft. Im Gegenteil. Viel simpler. Man nennt es wohl Lebensfreude. (verrückt!!!)
Nicht nur, dass Jette heute oft gelobt wird, für das, was sie in den
letzten Tagen selbst herausgefunden und umgesetzt hat. Nein, es kommt noch
besser. Da kommt er, der Satz: „Willkommen
zurück im Leben“. Im Film gäbe es wuchtige, melodramatische oder feuerwerksartige
Hintergrundmusik. Im Therapiezimmer scheinen die Boxen hingegen defekt zu sein.
Aber auch das… ist ja total egal. Dann hört Jette die Fanfaren halt für sich
allein. Nach über einem Jahr durchbricht die Sonne zaghaft, aber gut sichtbar
die graue Wolkendecke. Und wen stört da noch der Schnee?!
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